Das Prinzip des bioidentischen Hormonersatzes ist so einfach wie einleuchtend: Es orientiert sich an “Mutter Natur”, indem die versiegenden Hormone ersetzt werden durch körperidentische, die eine 1:1-Kopie der Hormone darstellen, die der Körper vormals selbst produziert hat.
Bioidentische Hormone, auch körperidentische oder naturidentische Hormone genannt, sind Hormone, deren molekulare Strukturen völlig identisch sind mit denen, die unser Körper selbst produziert (hat). Es ist daher unmöglich, bioidentische und die entsprechenden natürlichen Hormone zu unterscheiden. Der Grund: Sie werden im Körper auf dieselbe Weise verstoffwechselt wie körpereigene Hormone.
Woher stammen diese bioidentischen Hormone?
Alle heute gebräuchlichen bioidentischen Hormone stammen aus einer pflanzlichen Quelle: Sie werden synthetisiert aus der mexikanischen Yamswurzel (Dioscorea composita) oder aus Soja. (Die Yamswurzel als gekochtes Gemüse zu verzehren bzw. sich sojareich zu ernähren kann keinesfalls gleichgesetzt werden mit einer Therapie auf Basis bioidentischer Hormone.)
Und auch wenn das paradox klingt: Es ist richtig zu sagen, dass bioidentische Hormone synthetischen Ursprungs sind, denn synthetisiert bedeutet nichts anderes, als dass etwas in einem Labor hergestellt wird.
Die jahrzehntelang verschriebene konventionelle Hormonersatztherapie (HET), die weitaus mehr Nebenwirkungen als gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, hat aufgrund des damit einhergehenden hohen Krebsrisikos ausgedient. An ihre Stelle tritt nun zum Glück immer häufiger die moderne Ersatztherapie mit bioidentischen Hormonen (BHT).
Welchen Nutzen haben bioidentische Hormone?
Die Schlüsselerkenntnis: Grundvoraussetzung für lebenslange Gesundheit ist ein funktionierender Hormonhaushalt. Liegt ein Hormonmangel vor, sind zahlreiche gesundheitliche Probleme die Folge, von schweren Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose, Alzheimer und Demenz, bis hin zu vermeintlich leichteren Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Unfruchtbarkeit, Übergewicht und Depressionen.
Wenn Frauen in die Menopause kommen und Männer in die Andropause, stellt der Körper immer weniger Hormone selbst her. Nun müssen die nun fehlenden, weil nicht mehr selbst produzierten Hormone, ersetzt werden. Und zwar in der gleichen Menge und angepasst an den von der Natur vorgegebenen Körperrhythmus.
Natürlich kann es auch im jüngeren Lebensalter zu Hormonmangelzuständen kommen, z.B. zu einer Schilddrüsenunterfunktion oder einer Nebennierenrinden-Insuffizienz, die aber nichts mit den Wechseljahren zu tun haben.
Unser Körper kann diese von außen zugeführten bioidentischen Hormone im Gegensatz zu den konventionellen Hormonpräparaten der HET, die als Medikamente einzustufen sind , nicht von den körpereigenen unterscheiden. Dadurch beugt die BHT nicht nur zahlreichen schweren Erkrankungen vor, sondern sorgt natürlich auch bei den klassischen Wechseljahresbeschwerden für nachhaltige Linderung.
Das Hormonsystem unseres Körpers ist ein außergewöhnlich fein austariertes Räderwerk: Drei verschiedene Östrogene (Östradiol, Östron und Östriol), Progesteron, mehrere Androgene sowie Schilddrüsenhormone u.a. sorgen für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.
Die verschiedenen Hormone im Überblick
Das Hormonsystem unseres Körpers ist ein fein austariertes Räderwerk: Drei verschiedene Östrogene (Östradiol, Östron und Östriol), Progesteron, mehrere Androgene sowie Schilddrüsenhormone u.a. sorgen für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Einen Überblick über das sogenannte endokrine System unseres Körper finden Sie im Folgenden.
Östrogene
Östrogene sind die wichtigsten Geschlechtshormone der Frau. Sie gehören zu den Steroidhormonen und werden vor allem in den Eierstöcken, aber auch im Gelbkörper und in geringen Mengen in der Nebennierenrinde gebildet. Auch in anderen Körpergeweben, z.B. im Fettgewebe, in den Muskeln und und im Knochenmark, werden geringe Mengen Östrogen produziert.
Schlanke Frauen haben daher meistens einen niedrigeren Östrogenspiegel als kräftige Frauen. Im Menstruationszyklus wird die Gebärmutterschleimhaut durch den Einfluss von Östrogenen gebildet. Der Eisprung wird durch Östrogene ermöglicht und auch Schwangerschaften können nur mithilfe von Östrogenen entstehen. In der Schwangerschaft bildet dann die Plazenta sehr viele Östrogene.
Man spricht von Östrogenen, weil es drei verschiedene Östrogenarten gibt: Östradiol, Östron und Östriol.
Aller guten Dinge sind drei: Östradiol, Östron und Östriol
Östradiol ist das leistungsstärkste, aber auch am stärksten krebserregende der Östrogene. Östron kann auch Krebs erregen, insbesondere in der Brust. Zum Glück verstoffwechseln die meisten Frauen, die noch nicht in den Wechseljahren sind, ihr körpereigenes Östron und Östradiol ausreichend zu dem „guten“ Östriol (und anderen nicht krebserregenden Östrogen-Metaboliten), um die Wirkungen der anderen Östrogene abzupuffern und einem „östrogenbedingten“ Tumor zu entgehen.
Ersetzen Frauen fehlende Ovarialhormone zu 100 Prozent durch Östradiol ohne die Beigabe von nicht krebserregendem Östriol, ist das eine starke Verfälschung des natürlichen Gleichgewichts der zirkulierenden Östrogene.
Da es keine Garantie dafür gibt, dass durch die normalen Stoffwechselprozesse aus diesen Ersatzstoffen genügend Östriol zum Abpuffern der natürlichen Kanzerogenität des vom Körper fast ausschließlich aus Östradiol gebildeten Östradiols und Östrons hergestellt wird, ist es stets der sicherste Weg, in jede Ersatztherapie (neben Progesteron) auch Östriol mit einzubeziehen.
In der Therapie mit bioidentischen Hormonen werden Östradiol sowie das potenziell krebserregende Östron durch hohe Dosen des gutartigen, nicht krebserregenden Östriols mehr als ausgeglichen. Um dem normalen hormonellen Milieu, wie es vor Eintritt der Menopause besteht, möglichst nahe zu kommen, sollten daher am besten (mindestens) Östriol und Östradiol verabreicht werden.
Progesteron
Progesteron gehört zur Hormonfamilie der Gestagene. Gestagene sind sogenannte Steroidhormone. In den Wechseljahren macht sich sein Mangel meist als Erstes bemerkbar. Der Ausgangsstoff für die Progesteron-Herstellung im Körper ist Cholesterin.
Progesteron wird vorwiegend vom sogenannten Gelbkörper (Corpus luteum) hergestellt; dieser entsteht im Eierstock nach dem Eisprung aus den Resten des Ei-Follikels. Auch von der Nebennierenrinde und anderen Geweben wird Progesteron produziert. In der Schwangerschaft stellt die Plazenta sehr viel Progesteron her, der Progesteronspiegel ist dann deutlich erhöht.
Die Hauptaufgabe des Progesterons besteht darin, die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten. Findet keine Befruchtung der Eizelle statt, lässt die Produktion des Progesterons nach einigen Tagen wieder nach und etwa zwei Wochen nach dem Eisprung wird die verdickte Gebärmutterschleimhaut abgestoßen, die Menstruation setzt ein.
Progesteron dient überdies in gewissem Maß als Ausgangsbasis für die Östrogenproduktion. Wichtig: Progesteron kommt auch im männlichen Körper vor, es werden daraus teilweise Androgene hergestellt.
Progestin ist kein Progesteron!
In der konventionellen Hormonersatztherapie wird versucht, den körpereigenen Progesteronmangel durch Progestine (Medroxyprogesteron) auszugleichen. Diese künstlichen Progestine können den krebserregenden Östrogenen zwar entgegenwirken und so das Risiko für Gebärmutterkrebs senken, sie haben jedoch ein eigenes krebserregendes Potenzial in der Brust.
Bioidentisches Progesteron, das dem körpereigenen Progesteron 1:1 entspricht, senkt das Brustkrebsrisiko jedoch nachweislich, das konnte in klinischen Studien eindeutig belegt werden (während Medroxyprogesteron es deutlich erhöht).
Es ist also unabdingbar, einen Unterschied zwischen bioidentischem Progesteron und künstlichen Progestinmedikamenten zu machen.
Androgene
Androgene, einschließlich Testosteron, Androstendion und Dehydroepiandrosteron (DHEA), nehmen bei den meisten Frauen vor, während und nach der Menopause ebenfalls ab.
Viele Frauen sind noch immer überrascht, wenn sie erfahren, dass sie „männliche“ Hormone im Körper haben. Doch es stimmt, auch wenn die Konzentrationen 20- bis 30-Mal geringer sind als bei Männern. Auch Männer haben übrigens relativ geringe Mengen von Östrogenen im Körper! So kann ein Östrogenmangel beim Mann zu Osteoporose führen, und auch Spermien können nur gesund heranreifen, wenn ausreichend Östrogene in den Hoden zur Verfügung stehen.
Androgenmangel ist gar nicht so selten
Bei einem Androgenmangel klagen viele Frauen über Symptome wie Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Depressionen und Libidoverlust. Die Ursache für einen Androgenmangel kann z.B. die Entfernung der Eierstöcke (Ovarektomie) oder eine Nebennierenrinden-Insuffizienz sein. Bei einem Androgenüberschuss kommt es hingegen zu einer Vermännlichung, d.h. zu zunehmendem Haarwuchs und tieferer Stimme.Die meisten Androgene werden bei Frauen in den Eierstöcken sezerniert. Die Ausschüttung von Testosteron variiert im Menstruationszyklus. Im Gegensatz zu Östradiol und Progesteron bilden die Eierstöcke auch nach der Menopause weiterhin Testosteron.
Androgenquellen im Körper
Eine weitere wichtige Androgenquelle sind die Nebennieren. Einige der nach der Menopause gebildeten Hormone können zum Beispiel in der Brust, im Fettgewebe, in den Knochen und im Gehirn in beachtliche Mengen Östradiol umgewandelt werden. Die Fähigkeit dieser Gewebe, Östrogene aus Androgenen herzustellen, insbesondere aus DHEA, scheint mit dem Alter zuzunehmen. Es kann also unter Umständen sinnvoll sein, bioidentisches DHEA einzunehmen, um das körpereigene Hormon zu ersetzen, dessen Spiegel, wie bei allen anderen Geschlechtshormonen, mit dem Alter abnimmt.
Schilddrüsenhormone
Die Schilddrüse kontrolliert den Stoffwechsel in jeder Körperzelle. Schilddrüsenfehlfunktionen wie eine Unterfunktion (Hypothyreose) oder eine Überfunktion (Hyperthyreose) lösen zahlreiche, teilweise auch schwere körperliche Beschwerden aus.
Es gibt zwei Arten von Schilddrüsenhormonen: Das „aktive“ Hormone Trijodthyronin (T3) und das „Speicherhormon“ Thyroxin (T4). Die Schilddrüse produziert selbst vorwiegend T4, das in der Leber zu T3 verstoffwechselt wird. Die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) produzert außerdem das Hormon TSH, das die Schilddrüse entweder zur Hormonproduktion anregt oder die Produktion bremst.
TSH ist nur in Kombination mit ft3 und ft4 aussagekräftig
Im Blut gemessen werden nur die freien (ungebunden) Spiegel von T3 und T4, man spricht dann von fT3 und fT4.
Um eine Schilddrüsenfehlfunktion zu diagnostizieren, ist es nicht ausreichend, sich nur nach dem TSH-Wert zu richten. Maßgeblich für eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen ist immer das Zusammenspiel aller drei Werte und natürlich das individuelle Empfinden des Patienten.
Die auf dem Markt befindlichen Schilddrüsenhormone sind als bioidentische Hormone einzustufen.